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Per Anhalter durch die Galaxis

Im Mittelalter waren es Hofnarren, die Machthabern und Mob den Spiegel vorhalten durften, ohne Repressalien befürchten zu müssen – wenn sie es nicht übertrieben. Im Medienzeitalter sind es Kabarettisten, Drehbuchautoren und Regisseure die an ihre Stelle treten. Zumindest hin und wieder.


Ein kurzer wie launiger Film-Tipp, den ich - neben meinem eigentlichen Recherchebeitrag - für die vierte GEGENDRUCK geschrieben habe. Bestellen kann man die Ausgabe mit dem Titel "Agenten der Macht" HIER.




Tom-Oliver Regenauer | 01.06.2025


Die von Douglas Adams für die BBC verfasste und 1978 zunächst als Radio-Komödie ausgestrahlte Novelle entwickelte sich zu einem multimedialen Phänomen internationaler Tragweite. 1979 erschien das erste Buch, 1981 eine TV-Serie, 1984 ein Abenteuerspiel und 2005 ein Hollywood-Film, der über 100 Millionen US-Dollar einspielte. Bis 2005 war Adams’ unterhaltsame Story bereits in 30 Sprachen übersetzt worden. Im Kern dreht sich die Geschichte um den letzten überlebenden Menschen, Arthur Dent, der als Anhalter von der Erde entkommt, bevor der Planet von einer Flotte der Vogonen gesprengt wird, um Platz für eine Hyperraumtrasse zu schaffen.

 

Als Dent eines morgens von Baulärm geweckt wird, sieht er vor seinem Häuschen im Südwesten Englands einen Arbeitstrupp der kommunalen Baubehörde Stellung beziehen. Sein Zuhause soll einer Umgehungsstraße weichen. Dent, noch im Bademantel – das kennen wir dieser Tage – wirft sich todesmutig vor die Bulldozer, um dem Abriss Einhalt zu gebieten. In diesem Moment taucht Ford Prefect auf, ein Freund von Arthur, und überzeugt einen der anwesenden Bürokraten, dessen Platz am Boden vor dem Bulldozer einzunehmen, damit er seinen vom drohenden Verlust der eigenen vier Wände aufgebrachten Kumpel auf ein Bierchen mit ins Pub nehmen kann.

 

Während Ford und Arthur sich zum Frühstück ein paar Bier hinter die Binde gießen, geht der Abriss des Hauses allerdings weiter – bis der kommunale Arbeitstrupp von der eintreffenden Raumflotte der Vogonen unterbrochen wird, die ihre riesigen Schiffe rund um die Erde in Position bringen und über Lautsprecher verkünden:

 

»Bewohner der Erde, ich bitte um ihre Aufmerksamkeit. Hier spricht Prostetnic Vogon Jeltz vom Galaktischen Hyperspace Planungsrat. Wie sie zweifellos wissen, erfordern die Pläne zur Entwicklung der Randgebiete der Galaxie den Bau einer hyperräumlichen Schnellstraße durch ihr Sternensystem. Bedauerlicherweise ist ihr Planet einer von denen, die gesprengt werden sollen. Der Vorgang wird etwas weniger als zwei Erdenminuten dauern. Vielen Dank.«

 

Mit Widerspruch seitens der Spezies Mensch rechnen die Hyperraumbürokraten nicht. Immerhin »lagen die Baupläne und Abrissgenehmigungen seit fünfzig Erdenjahren in der örtlichen Planungsbehörde in Alpha Centauri aus, womit ausreichend Zeit für formelle Beschwerden gewesen wäre«.

 

Arthur aber hat Glück im Unglück. Denn im Pub outet sich sein Freund Ford als außerirdischer Journalist, der an einem Ratgeber für intergalaktische Anhalter arbeitet. Während vor den Türen des Pubs also das Chaos der drohenden Apokalypse ausbricht, bereitet Ford seinen konsternierten Kumpel auf eine abenteuerliche Reise vor. Mit Bier – und Tipps zum wichtigsten Reiseutensil: einem Handtuch.

 

Kurze Zeit später finden sich die beiden ungleichen Tramper auf einem der Vogonen-Schiffe wieder, wo sie natürlich sofort entdeckt, mit Vogonen-Poesie gefoltert und dann vor die Tür gesetzt werden. In den luftleeren Raum. Im Hintergrund sieht man die netzförmige Konstellation, in der sich die Raumschiffe der Hyperraumbürokraten rund um den blauen Planeten verteilt haben. Eine Armee gigantischer Würfel. An der Unterseite aktiviert jeder von ihnen ein Art Laserkanone. Synchron treffen die grellen Strahlen von allen Seiten auf die Erdoberfläche. Und innerhalb weniger Sekunden ist der Planet Geschichte. Weg. Verpufft. Ford und Arthur – immer noch im Bademantel – treiben im All und warten auf den Erstickungstod.

 

Gerettet werden die beiden – wie aus heiterem Himmel – von Zaphod Beeblebrox, dem neu gewählten, exzentrischen Präsidenten der Galaxie. Der jettet in einem gestohlenen, extravaganten Raumkreuzer namens »Herz aus Gold« durch die Weiten des Alls. Begleitet wird er dabei von Tricia McMillan, einer Erdenbewohnerin, der Arthur früher schon einmal begegnet war, und einem klinisch depressiven Roboter namens Marvin.

 

Zaphod befindet sich auf der Suche nach »der ultimativen Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest«. Denn die bisherige Antwort darauf – errechnet vom Supercomputer Deep Thought – erschien doch reichlich unbefriedigend. Sie lautete: »42«.

 

Deep Thought beunruhigte seine Betreiber Lunkwill und Fook zunächst damit, dass er behauptete, nur der zweitgrößte Computer im Universum von Zeit und Raum zu sein, wurde dann aber damit beauftragt, die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest zu berechnen. Für diese Aufgabe benötigte er siebeneinhalb Millionen Jahre – was hauptsächlich daran lag, dass niemand wirklich wusste, was eigentlich die Frage war. Nachdem er seine Betreiber mit der »42« irritiert und blossgestellt hatte, verteidigte sich Deep Thought mit dem Argument, gar nicht in der Lage zu sein, die korrekte Frage selbst zu berechnen. Daher entwarf er einen weiteren Supercomputer. Den »allerbesten«. Sein Programm sollte zehn Millionen Jahre laufen, um dann endlich die ultimative Frage stellen zu können. Diesen Computer nannte er Planet Erde.


»Per Anhalter durch die Galaxis« ist nicht nur ein wirklich unterhaltsamer und lustiger Film mit sympathischen Charakteren, sondern auch eine Parabel auf das echte Leben hier unten.

 

Da ist die tumbe, wohlstandsverwahrloste Spezies Mensch, die im Zuge der Zerstörung eigener Lebensräume Opfer der Zerstörung ihres gesamten Planeten wird, der egozentrische Präsident einer Galaxie, der außer einem kostspieligen, ausschweifenden Lebenswandel, seinem »goldenen Herzen« und Spleens nichts im Kopf hat, und ein Supercomputer, der nicht in der Lage ist, die wichtigste Antwort aller Zeiten zu berechnen, weil niemand weiß, was man die Maschine dazu eigentlich fragen muss.

 

Nicht mal die Vogonen. Die eigentliche Macht im Universum. Selbstgerechte, dröge, nicht gewählte, transgalaktisch und im Hintergrund operierende Bürokraten, die anhand intransparenter Prozesse entscheiden, wann Planeten gesprengt werden. Und Marvin, der wasserköpfige, tollpatschig wirkende, aber hochintelligente Roboter, der aufgrund seines immensen Wissens, der eigenen Unsterblichkeit und den Unzulänglichkeiten seiner fleischlichen Reisegefährten an klinischen Depressionen leidet – genau wie der Mensch des Medienzeitalters, der kognitiv kapituliert, obwohl ihm mehr Wissen zur freien Verfügung steht als jemals zuvor. Nur, weil er nicht weiß, wie mit diesem Wissen umzugehen ist.

 

Geht das ungebremst so weiter, endet unsere Spezies vermutlich wie Deep Thought. Denn nach seinen monumentalen Rechenleistungen, die ihn sieben Millionen Jahre beschäftigten – um endlich der 42 auf die Schliche zu kommen – verbrachte der Supercomputer die meiste Zeit damit, Fernsehen zu schauen.

 

Sollten Sie, werter Leser, das in naher Zukunft tun, empfehle ich Ihnen, per Anhalter durch die Galaxis zu reisen. Im Bademantel natürlich – und mit einem Handtuch im Gepäck.








Bild: Per Anhalter durch die Galaxis


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