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Vorboten von Dystopia

In der Ostsee werden Pipelines sabotiert, Moskau erklärt die umkämpften Regionen der Ukraine offiziell zu russischem Staatsgebiet, Kiew unterschreibt einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft; intensivieren diese Ereignisse nur die anhaltenden geoökonomischen Konflikte – oder zeitigt die kontinuierliche Eskalationsspirale den Vorabend eines dritten Weltkrieges?




Tom-Oliver Regenauer | 02.10.2022

Die im Folgenden aufgeworfenen Fragen, die notwendige Kritik und angebrachten Zweifel, sind weder Ausdruck von latentem Anti-Amerikanismus noch von Sympathien für ein spezifisches politisches Spektrum – sondern schlicht Ausdruck von Anti-Imperialismus. Denn Imperien dienen grundsätzlich nur jenen feudal-kriminell organisierten Kasten, die sie kontrollieren. Das Anliegen ist die Infragestellung der Narrative einer gesichtslosen, supranationalen Bürokratie, welche mutmaßlich beabsichtigt, die Menschheit in einen dritten Weltkrieg zu manövrieren.


Und es ist diesbezüglich nun einmal traurige Tatsache, dass Krieg nicht für alle Menschen auf diesem Planeten ein Desaster darstellt – wie jeder, der Empathie empfinden kann, aus eigener Überzeugung gerne annehmen möchte. En contraire. Für die Profiteure des hegemonialen Risiko-Spiels – namentlich Banken, Vermögensverwalter, Konzern-Kartelle, Spitzenpolitik, NGOs, militärisch-industrieller Komplex, et cetera –, käme ein eskalierender Krieg in Kontinentaleuropa einer »historischen Chance«, einer »einmaligen Gelegenheit« gleich. Analog zur Corona-Krise. Das belegen aktuelle Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken, der die Energie-Situation der EU als »enorme Chance« wahrnimmt.


Man darf in diesem Kontext nicht vergessen, dass die Vereinigten Staaten sich primär am Zweiten Weltkrieg beteiligten, weil die Staatskasse leer war, ein neues Währungssystem eingeführt und geopolitische Neuordnung betrieben werden sollte. Die russischen Streitkräfte hatten Nazi-Deutschland schon nahezu im Alleingang aufgerieben. Und bis zum offiziellen Kriegseintritt der USA am 08. Dezember 1941, dem Tag nach »Pearl Harbor«, subventionierte die Wall-Street-Hochfinanz das Nazi-Regime von Adolf Hitler ohne jegliche Bedenken.


In diesem Lichte sind auch die Ereignisse der vergangenen Tage zu analysieren. Hinterfragend. Nicht mit dem eindimensionalen Tunnelblick des wertewestlichen NATO-Narratives oder aus gleichsam strategierender Perspektive Vladimir Putins. Denn es herrscht Krieg – und damit Propaganda. Keine Seite berichtet neutral und »sagt, was ist«, wie SPIEGEL-Gründer Rudolf Augstein die zentrale Aufgabe des Journalismus einst linguistisch komprimierte. Nur über Triangulation aller verfügbaren Quellen lässt sich eine halbwegs realistische Einschätzung der Situation bewerkstelligen. Und die weicht – wie so oft – deutlich von dem ab, was die wertewestlichen Leitmedien als neutrale Berichterstattung preisen.


Denn über die tonangebenden Nachrichten-Konsortien der NATO-Staaten werden entscheidende Informationen, die der Bevölkerung gestatten würden, sich selbst ein Bild der Lage zu machen, konsequent unterdrückt. Das gilt zunächst für die Teilmobilmachung Russlands, die Putin am 21. September 2022 verkündete. Anstatt der vollständigen Ansprache, die mit englischer Synchronisation bei RT (Russia Today) zu finden ist und fast 15 Minuten dauert, sendete man auf dem Hoheitsgebiet des nordatlantischen Militärbündnisses lediglich kurze Versatzstücke der vielsagenden Rede. Tendenziös geschnitten, um den vermeintlichen Erzfeind möglichst bedrohlich klingen zu lassen.


So entgingen den Zuschauern in der EU die relevanten Passagen. Eigenständig recherchieren können die 447 Millionen Einwohner der Europäischen Union ebenfalls nur bedingt. Denn große »Feindsender«, wie RT (Russia Today) und Sputnik, unterliegen in den 27 EU-Mitgliedsstaaten flächendeckender Zensur. Zudem kuratieren nahezu alle Suchmaschinen und Digital-Plattformen ihre Inhalte zum Thema Ukraine-Krise nach der gängigen Einheitsmeinung des Westens. Auch solche, die bis vor kurzem für Meinungsfreiheit standen. Heterodoxe Informationen zum Krieg erreichen im Wertewesten kaum noch jemanden, der nicht aktiv danach sucht.

Wenige Tage nach der besagten Ankündigung einer russischen Teilmobilisierung, am 26. September 2022, erschüttern Explosionen den Meeresgrund vor der Küste von Dänemark und Schweden. Die umstrittenen Gas-Pipelines »Nord Stream 1« und »Nord Stream 2« erleiden einen massiven Druckabfall. Sprengstoffanschläge werden von Schweden und Dänemark als wahrscheinliche Ursache angeführt. Am 27. September 2022 legt sich auch EU-Chefin Ursula von der Leyen fest und spricht von Sabotage. Einen Verdächtigen benennt sie noch nicht explizit.


Erste Fotos dänischer Einsatzkräfte zeigen, wie die Meeresoberfläche über den drei entstandenen Leckagen brodelt. Seismologen gehen davon aus, dass mindestens 100 Kilogramm TNT für die Sprengungen gezündet wurden. Andere Schätzungen sprechen von bis zu 500 Kilogramm. Und das bisher ausgetretene Methan entspricht nach Angaben von Wissenschaftlern im GUARDIAN etwa den Emissionswerten von 1,3 Millionen Fahrzeugen. Deutsche Schätzungen gehen gar von 300.000 Tonnen freigesetztem Methan aus. Das entspräche den Emissionen von 5,8 Millionen Fahrzeugen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Das ist grüne Außenpolitik im Jahr 2022.


Was die westlichen Medien im Zusammenhang mit den Sprengungen nicht (mehr) erwähnen, ist, dass die Ostsee, das Baltische Meer, zu den bestbewachten und meistbefahrenen Gewässern der Welt gehört. Entsprechende Echtzeitkarten veranschaulichen die maritimen Aktivitäten. Diverse US-Kriegsschiffe waren zum Zeitpunkt der Anschläge im besagten Gebiet unterwegs. Zeitweise, ohne dabei Ortungssignale zu senden, wie dies normalerweise der Fall ist, um Kollisionen zu vermeiden. Darüber hinaus gab es bereits Wochen vor dem folgenschweren Event dezidierte Warnungen des CIA an die deutsche Bundesregierung, die verlauten ließen, dass möglicherweise Anschläge auf die Pipelines geplant seien. Doch diese wurden offenbar beflissentlich ignoriert.


Noch Anfang September 2022 berichtete Focus Online über die Aktivitäten der US-Navy und ihrer Alliierten in der Ostsee. Diese begannen nach Angaben der NATO spätestens im Januar 2022, als Flottenverbände in die Region verlegt wurden. Auch im April vermeldete das westliche Bündnis weitere Truppenverlagerungen in das Baltische Meer. Einen Monat vor der Sprengung der Pipelines wussten Mainstream-Portale wie Sky News davon zu berichten, wie Amerikaner und Briten die ukrainischen Seestreitkräfte in der Region im Umgang mit Unterwasser-Drohnen trainierten. Und am 22. September, wenige Tage vor den Explosionen, berichteten deutsche Zeitungen davon, dass ein großer Flottenverband der US-Navy den Fehmarnbelt passierte, wo zeitgleich diverse russische Atom-U-Boote kreuzten.


Brisant: Am 28. September 2022 wird bekannt, dass US-Hubschrauber kurz nach den Detonationen exakt über den betreffenden Stellen geortet wurden. Zudem erreichte kurz nach der Sprengung ein aus Nordamerika kommendes Fluggerät ohne Kennung polnischen Luftraum, wurde dort von einem US-Tankflugzeug mit Kerosin versorgt, um anschließend für 40 Minuten über dem Leck von NS2 zu kreisen und dann auf einem Schiff ohne Transponder mitten im Meer zu landen. Einem US-Flugzeugträger, wie man schlussfolgern muss. Eine entsprechende Karte von »Flightradar24« belegt den ominösen Flugverkehr. In den NATO-Leitmedien werden diese Hintergrundinformationen bedauerlicherweise nicht thematisiert, wenn es um die geopolitische oder militärstrategische Einordnung der aktuellen Vorgänge geht.


Was Verteidiger des kriegslüsternen Konfrontationskurses mittlerweile ebenfalls gerne unter den Teppich kehren, ist die klare Ansage des selten klar wirkenden US-Präsidenten Joe Biden, der im Februar 2022, drei Wochen vor Beginn des russischen Einmarsches im Donbas, auf einer Pressekonferenz ankündigte, dass die USA dem Nord Stream-Projekt unter allen Umständen ein Ende bereiten werden. Auf Nachfrage einer Reporterin, wie das gelingen solle, immerhin läge die Verantwortung für diese Pipelines bei Deutschland, antwortete Biden schlicht: »Ich verspreche Ihnen, wir werden in der Lage sein, es zu tun«.


Auch Victoria »Fuck the EU« Nuland, die als ehemalige Staatssekretärin im US-Außenministerium und Schlüsselperson des aus Washington dirigierten Regimewechsels in der Ukraine im Jahr 2014 zu zweifelhaften Ruhm gelangte, äußerte sich dementsprechend. Dieser Umstand veranlasste jüngst selbst US-Mainstream-Moderatoren wie Tucker Carlson (FOX News) dazu, den Verdacht zu äußern, die Biden-Administration selbst sei für den Anschlag auf europäische Infrastruktur verantwortlich. Die Motivlage erschiene schlüssig, da enge wirtschaftliche Verbindungen von Deutschland und Russland den Vereinigten Staaten schon immer ein Dorn im Auge waren.


Dubios in diesem Zusammenhang: Radek Sikorski, Mitglied des Europäischen Parlaments sowie ehemaliger Außen- und Verteidigungsminister Polens, bedankte sich am 27. September 2022 via Twitter bei den USA für die Sprengung der Nord Stream-Pipelines. Zwei Tage später löschte er seinen Beitrag auf der Plattform allerdings, was die Angelegenheit mithin noch suspekter erscheinen lässt, wie US-Journalist Dan Cohen im verlinkten Tweet zutreffend kommentiert.


Interessant ist auch die Biografie von Radek Sikorski. Zu Beginn des Jahrtausends war er Mitglied des neokonservativen US-Think Tanks »AEI« (American Enterprise Institute). Für Polen hatte Sikorski als Diplomat im Jahr 2008 den Vertrag über die Installation eines US-Raketenschilds im Rahmen der »National Missile Defense« unterschrieben. Derzeit fungiert Sikorski als Mitglied des Lenkungsausschusses der Bilderberg-Konferenzen sowie Senior Fellow der Harvard-Universität. Zudem wurde der Europaabgeordnete 2014 von den Briten aufgefordert, eine diplomatische Mission in der Ukraine zu leiten, um die Konfliktparteien des Euromaidan zu einer friedlichen Einigung zu bewegen – was offenkundig ins Gegenteil umschlug.


Nach den Sprengungen von NS1 und NS2 überschlagen sich die Ereignisse zusehends. Eine von Moskau initiierte Volksabstimmung in den vier umkämpften Gebieten des Donbas – Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja –, die von 23. September bis 27. September durchgeführt wurde, kommt zu dem klaren Ergebnis, dass die Mehrheit der dort lebenden Menschen eine Angliederung an Russland befürwortet. Die westliche Wertegemeinschaft brandmarkt dieses Votum jedoch umgehend als illegitim, obwohl sich auch unabhängige Wahlbeobachter vor Ort befanden und die Bevölkerung nicht, wie im Westen postuliert, mit Gewalt zur Abstimmung gezwungen wurden.


Die Wahlen entsprachen zwar nicht immer den gängigen Standards, was die Organisatoren auf Nachfrage mit den besonderen Umständen rechtfertigten, unter welchen die Stimmabgabe stattzufinden habe, Gespräche mit den Einwohnern und die Bilder feiernder Massen vermittelten allerdings durchaus den Eindruck, dass es sich um ein legitimes Votum handelte. Und das bedeutet lediglich, dass dem Souverän die freie Abstimmung ermöglicht wird. Geheim ist diese auch in basisdemokratischen Modellen wie der Schweizer »Landsgemeinde«, wo öffentlich mit Handzeichen votiert wird, nicht immer. Man müsste also den Willen der Bevölkerung im Donbas anerkennen, schreibt man sich Demokratie auf die Fahnen. Denn sie steht für den Willen des Volkes.


Als Konsequenz des pro-russischen Abstimmungsergebnisses erklärte Vladimir Putin die vier besagten Regionen am Sonntag, den 30. September 2022 zu russischem Staatsgebiet. Nur zwei Tage darauf, am 01. Oktober 2022, unterzeichnete die Ukraine einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft und besteht dabei auf einem beschleunigten Verfahren nach dem Vorbild Finnlands. Dies, nachdem der Chef des ukrainischen Militärs noch Anfang September Langstreckenraketen von Washington forderte und einen »limitierten Nuklearkrieg« mit dem riesigen Nachbarland nicht ausschloss. Zwar bescheinigen erste Stimmen aus NATO und EU dem Beitrittsgesuch schlechte Erfolgsaussichten, eine weitere Provokation gegenüber Moskau ist es aber allemal.


Sollte dieser Mitgliedsantrag angenommen werden – und nach Meldungen der Tagesschau vom 02. Oktober 2022 befürworten insgesamt neun NATO-Staaten das Ansinnen Kiews –, könnte jede Reaktion Russlands auf Angriffe der Ukraine in den annektierten Gebieten zur Ausrufung des NATO-Bündnisfalls führen. Und damit de facto zum dritten Weltkrieg. Ein Statement des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses, wie sich die kriegstreibende Organisation mit Sitz in Brüssel euphemistisch bezeichnet, belegt die aggressive Haltung des Westens am 29. September 2022.


Ungeachtet der Tatsache, dass jeder Indizienprozess nach Begutachtung der vorgängig angeführten Sachverhalte zu dem Schluss käme, den Schuldigen für die Anschläge in den Reihen der US-Verbündeten oder direkt in Washington zu suchen, überbieten sich Westmedien beim Versuch, Russland den Vorfall in die Schuhe zu schieben. Ob Der Standard, CNBC, Business Insider, Washington Post, CNN oder BILD – sie alle konstruieren die wildesten Theorien, um Russland mit haltlosen Propaganda-Elaboraten zum alleinigen Sündenbock zu machen, anstatt sich dem Elefanten im Raum zu widmen. Während selbst der 9/11-Gatekeeper Noam Chomsky, der den Ukraine-Konflikt schon im Juni 2022 als Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland bezeichnete, in den vergangenen Tagen artikulierte, dass eigentlich nur Amerika für die Nord Stream-Sabotage verantwortlich sein könne. Der renommierte US-Militäranalyst Scott Ritter bewertet die Situation am 30. September ähnlich.


Pikant außerdem: Zeitgleich zu den Attacken auf das Nord Stream-Projekt wurde im Beisein des polnischen Präsidenten Andrzej Duda sowie des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki eine neue baltische Pipeline eröffnet, die bereits seit 01. Oktober 2022 norwegisches Gas über Dänemark und die Ostsee nach Polen pumpen kann. Über die Leitung sollen neben Polen auch die baltischen Staaten und die Slowakei mit Gas versorgt werden. Morawiecki bezeichnete das Projekt als »Pipeline der Freiheit, der Souveränität, der Sicherheit und des Friedens«.


Ergo, die Standardfrage der Kriminalistik – Cui bono? –, beantwortet sich relativ simpel. Denn es kann kaum im Interesse Russlands liegen, die eigene Pipeline in die Luft zu jagen, wenn man in Moskau einfach den Hahn zudrehen könnte, um die Gaslieferungen einzustellen. Warum sollte man zusätzlich Infrastruktur sprengen, in die man Milliarden investiert hat, um darüber hinaus ein paar Tage später bekannt zu geben, die Pipelines zeitnah instand zu setzen? Auch zeigt Russland keinerlei Ambitionen, Europa überfallen und in Deutschland einmarschieren zu wollen, selbst wenn die deutsche Presse gerne derart russophobe Schreckensszenarien an die Wand malt. Putin erklärte von Beginn an, dass sein Ziel sich auf die Befreiung der russischstämmigen Bevölkerung im Donbas beschränkt, die von einem korrupten wie totalitären Regime in Kiew seit Jahren gegängelt, unterdrückt und bombardiert wird. Und sein bisheriges Vorgehen gibt keinen Anlass, etwas anderes zu unterstellen.


Außerdem profitieren vor allem die USA von der Kappung russischer Gaslieferungen nach Europa, da in der Folge die europäischen Importe von dreckigem Fracking-Gas aus Amerika zunehmen. Und Europa ist abhängig von Energieimporten. Wie ein Junkie. Jetzt hat der neofeudale Staatenbund schlichtweg die Nadel eines anderen Dealers im Arm. Zudem festigt der endgültige Bruch der EU mit Russland die Position der amerikanischen Geoökonomie und unterbindet langfristig eine Allianz der beiden wirtschaftlich attraktivsten Länder Kontinentaleuropas, die im Falle konstruktiver Kollaboration das Ende für die imperialistischen Pläne der angloamerikanischen Ostküsten-Eliten bedeuten könnte.


Bezeichnend erscheint dahingehend der Umstand, dass lediglich Russland kurzfristig eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates einberufen möchte, um die Sabotageakte aufzuklären, verschiedene Mitgliedsländer der Organisation solch einer Untersuchung und Aufklärung aber offenbar Steine in den Weg legen. Während Frankreich den Ukraine-Krieg schon lange als »Game-Changer« für den UN-Sicherheitsrat bezeichnete. Denn das supranationale Gremium könne im Zuge eines eskalierenden Konfliktes seinen Einflussbereich erweitern, neue Befugnisse beanspruchen und weitere Länder als permanente Mitglieder aufnehmen. So stellt jede Krise, jeder Konflikt und jeder Krieg vor allem für eine Instanz eine positive Entwicklung dar: Die Vereinten Nationen. Einer vom Großkapital dirigierten Veranstaltung zur Konformisierung der menschlichen Zivilisation.


Ablenkung durch maritime Manipulation und mediales Gezeter um die Sprengungen in der Ostsee helfen also primär dem räuberischen Kasino-Kapitalismus, der am 28. September 2022 wieder einmal kurz vor seiner finalen Implosion stand. In Großbritannien konnte die »Bank of England« gerade noch rechtzeitig mit Stützungskäufen einschreiten, um eine Masseninsolvenz hiesiger Pensionskassen zu verhindern – womöglich jener letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht und das Weltfinanzsystem in den Kollaps gestürzt hätte. Denn auch hier könnte jede weitere Disruption der erste Dominostein in einer langen Kette anhängiger Katastrophen sein.


Es ist nach wie vor unklar, ob die Situation in der Ukraine zu einem Flächenbrand avanciert und Europa in ein Schlachtfeld verwandelt. Die kontinuierlich drehende Eskalationsspirale ist in jedem Falle bedenklich. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass US-Militärstrategen seit Jahrzehnten taktische Szenarien für einen weiteren Weltkrieg entwickeln, um ihre Dominanz gegenüber Russland und China durchzusetzen. Schon 2017 konstatierte ein Artikel des INDEPENDENT, dass der dritte Weltkrieg praktisch gesetzt sei. Am 06. Juni 2016 erklärt ein Beitrag von The National Interest ausführlich, wie die NATO plant, einen dritten Weltkrieg in Europa zu gewinnen. Wie man es auch dreht und wendet – sollten die militärischen Konflikte zwischen NATO, Russland und China in einem globalen Krieg kulminieren, geht vor allem Europa vollständig in Flammen auf. Es kann also nicht schaden, sich mental und logistisch auf dieses immer wahrscheinlicher werdende Szenario vorzubereiten.


Nun ist es gleichsam möglich, dass sich die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine nicht weiter ausdehnen und es bei lokal begrenzten Gefechten bleibt. Doch auch in diesem Falle steht der Menschheit in den kommenden Jahren wohl ausreichend Chaos und Leid ins Haus. Nicht umsonst warnte der Chef des »WFP« (World Food Program), David Beasley, schon im Juli diesen Jahres vor heraufziehenden Hungersnöten ungekannten Ausmaßes. Denn die von einem durch globalistische Partikularinteressen korrumpierten Bildungsprekariat ausgelösten Kettenreaktionen sind kaum noch einzudämmen. Ob Finanz- oder Gesundheitssystem, Energie- oder Nahrungsmittelversorgung – die Menschheit wird sich in den kommenden Jahren vermutlich mit sehr existenziellen Problemen befassen müssen. Mit dem nackten Überleben.


Daher kann man derzeit nicht oft genug an die Vernunft appellieren; Liebe, Menschenrechte, Humanismus, Pazifismus und Gemeinschaftssinn betonen. Denn es sind diese fundamentalen Emotionen, Erkenntnisse, Werte und Prinzipien, die aus Menschen soziale Wesen machen – und aus Individuen eine Gemeinschaft.


Diese sollte sich zeitnah und dezentral organisieren – unabhängig von politischen Milieus und ideologischen Präferenzen – um dem transformativen Momentum einer totalitären, biofaschistischen Machtergreifung etwas entgegensetzen zu können. Denn es könnte das letzte Aufbegehren der Aufklärung sein. Die inhumane, stereotype Monokultur der Postmoderne, die sich im »New Normal« zusehends zementiert, verfolgt diametral entgegengesetzte Ziele und treibt die im Grunde friedliebende Menschheitsfamilie in ein technokratisch-totalitäres Utopia der herrschenden Kaste, das sich für den Rest der Zivilisation Dystopia nennt.



Bild: Banksy


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